Mit Spass auf der Bühne

Theaterleiterin Zita Valsecchi

Zita Valsecchi
Theaterleiterin Zita Valsecchi
Eigentlich wollte sie nie auch nur einen Fuss auf die Bühne setzen. Doch erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Heute leitet Zita Valsecchi die Theatergruppe Samnaun, spielt Jahr für Jahr vor Publikum und bringt mit ihren Kolleg*innen Gäste und Einheimische von Ende Dezember bis Anfang April jede Woche zum Lachen. Wenn sie gerade nicht im Rampenlicht steht, übernimmt die gebürtige Südtirolerin die Postzustellung im Dorf oder ist in der Natur ihrer Wahlheimat Samnaun unterwegs.

Im Gemeindesaal in Samnaun-Compatsch ist es dunkel, bis auf die von mehreren Scheinwerfern erhellte Bühne. Die gesamte Aufmerksamkeit ist auf zwei Herren gerichtet. Im Beerdigungsinstitut «Goldene Harfe» berät sich Bestatter Herbert Schmid gerade mit seinem guten Freund, wie dieser einen im Rausch am Polterabend abgeschlossenen Deal mit einem Mafiaboss aushebeln könnte, als plötzlich das Licht zu flackern beginnt. Eine Elektrofachperson muss her, um die Leichenkühlung nicht zu gefährden. Zeit für Zitas grossen Auftritt als Vertreterin der Elektro Imhof AG. Sie betritt das Wohnzimmer respektive die Bühne und präsentiert stolz den auf ihrem Shirt abgedruckten Firmenslogan SFS – Sicherheit für Sie. Das Publikum lacht. Nicht das einzige Mal an diesem Abend in der Wintersaison 2022/23, denn die rabenschwarze Komödie «Nicht meine Leiche!» mit immer abstruseren Lügengeschichten und vertauschten Leichen birgt viel Humor in sich. Zita und ihre Theatergruppe verstehen es, den Einheimischen und Gästen einen heiteren Winterabend zu bescheren.

Theatersaal Samnaun
Theatersaal Samnaun
Theatergruppe Samnaun
Theatergruppe Samnaun

Von Italien ins Bündner Hochtal

Zita ist im benachbarten Vinschgau aufgewachsen und kam 1993 dank Bekannten nach Samnaun. Nachdem sie zuvor ihre Ausbildung und erste Stationen in der Südtiroler Hotellerie und im Gastgewerbe absolvierte, begann sie mit der Arbeit im Verkauf bei einem der vielen Zollfrei-Einkaufsgeschäfte im Tal. Über die Jahre folgten Engagements bei anderen Geschäften und Restaurants sowie eine Elternpause, bevor sie 2018 als Zustellerin in Teilzeit bei der Post für Samnaun begann. Arbeitsbeginn ist jeweils um 8.00 Uhr, wenn die Post eintrifft. Danach wird eingefächert und vorsortiert, bevor es eine Stunde später auf Zustellung geht. Zu viert sind sie für die zwei Touren im Dorf zuständig. Für die grössere in Plan/Compatsch/Laret benötigen sie rund zwei Stunden, für die kleinere in Ravaisch/Dorf etwa halb so lang. Da es verhältnismässig kurze Touren sind, werden Briefpost und Pakete mit dem Privatauto zugestellt. Zita mag die Arbeit an der frischen Luft und freut sich umso mehr auf die Begegnungen während ihrer Zustelltour.

Ich könnte nicht den ganzen Tag in einem Büro sitzen. Bewegung und Unterwegssein tun mir gut.

Zita Valsecchi ist jeden Tag an der frischen Luft.
Zita Valsecchi ist gerne draussen unterwegs.
Zustellerin in Teilzeit bei der Post.
Zustellerin in Teilzeit bei der Post.

Jeden Tag an der frischen Luft

An Samnaun fasziniert Zita insbesondere der Winter, wenn das Tal unter einer dicken Schneeschicht versinkt. Auch von der Herzlichkeit der lokalen Bevölkerung liess sie sich anstecken, was unter anderem zu ihrer Ehe mit einem Einheimischen führte. Abseits vom Theaterspielen zählt sie das Wandern und Skifahren zu ihren Hobbys. Ihr Lieblingsort ist der Grübelekopf, den sie jeden Sommer mehrmals erklimmt. Mit ehrenamtlichen Engagements als Mitglied im Schulrat oder im Kirchenvorstand bereichert sie das gesellschaftliche Leben im Dorf.

Zita Valsecchi
Nebst dem Theaterspielen fährt Zita sehr gerne Ski.

Händeringende Suche nach Freiwilligen

Wie bei freiwilligem Engagement üblich, etwa bei Vereinen, ist auch das Theater Samnaun stets auf der Suche nach Verstärkung. Die Schauspielbegeisterten haben sich allerdings nicht zu einem Verein zusammengeschlossen, sondern agieren lediglich als Gruppe, ohne Statuen und dergleichen. Dies tun sie mittlerweile seit über 40 Jahren; einige sind von Beginn weg dabei. Eine für die übergeordnete Organisation zuständige Präsidentin haben sie mit Zita dennoch. Sie stiess 2009 zur Theatergruppe, nachdem sie von einem Kollegen ihres Mannes beinahe zum Mitmachen angefleht wurde. Eigentlich war dies ursprünglich gar nichts für sie, obwohl ihr Bruder und ihre Schwester bereits Theater spielten. Um die Spielsaison nicht zu gefährden, sagte sie schliesslich trotzdem von heute auf morgen zu und machte ihre Sache so gut, dass sie nur zwei Jahre später die Leitung übernahm.

Schminken vor dem Auftritt.
Zita wird vor dem Theaterauftritt geschminkt.

Das ganze Jahr hindurch beschäftigt

Rund 50 Mal pro Jahr trifft sich die Gruppe, sei es für Vorstellungen, zum Üben oder für einen geselligen Ausflug. Über den Sommer beschäftigen sich eine Handvoll Mitglieder mit der Auswahl des Stücks für den kommenden Winter. Dabei müssen sie sich an der Anzahl mitmachender Spieler*innen orientieren, sprich spätestens im August muss das Ensemble stehen. Im September geht es dann so richtig los: Die Rollen werden zugeteilt, Spieldaten definiert, Sponsoren gesucht und Flyer erstellt. Die Proben starten im Oktober; grundsätzlich nur einmal pro Woche, doch wenn nötig wird im Dezember die Kadenz erhöht. Während der Spielsaison kann die Gruppe nicht auf fremde Hilfe zählen, alle im Team packen beim Kassieren, Ausschenken, Schminken und Richten der Bühne mit an.

Jede Vorstellung und jedes Publikum ist unterschiedlich. Es ist spannend zu beobachten, wie von Woche zu Woche an anderen Stellen gelacht wird.

Auftritte mit Wiedererkennungswert

Das Theaterspielen ist für Zita ein willkommener Ausgleich in einem harmonischen Team. Besonders früher schätzte sie dies sehr, als sie mit kleinen Kindern nicht oft aus dem Haus kam. Mittlerweile sind ihre Zwillinge ausgezogen, doch Zita stellt sich nach wie vor gerne dem Lampenfieber, das sie besonders vor einer Premiere packt. Es verleite einen dazu, sich besonders zu konzentrieren. Den rund 100 Leuten je Vorstellung gefällt es sichtlich. Die wöchentlichen Aufführungen sind immer gut besucht, primär von Feriengästen im Tal. Nicht überraschend wird Zita im Dorf oft mit ihrem Namen aus dem aktuellen Stück angesprochen. Auch Stammgäste fragen sie jeweils, ob sie dieses Jahr wiederum im Theater mitspiele – immer ein grosser Aufsteller für Zita. Es erfüllt sie mit Freude, auch in Zukunft noch viele besondere Momente mit anderen Theaterbegeisterten zu teilen, sei es auf, hinter oder vor der Bühne.

Zita Valsecchi
Zita Valsecchi
Zita Valsecchi.
Zita Valsecchi bereitet sich auf den nächsten Auftritt vor.

Bilder und Text: Roger Kreienbühl 

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