Wie Samnaun zollfrei wurde
Geschichte und Porträt des Samnauntals
Zollfrei-Status seit 1892
Mit der Zentralisierung des Schweizerischen Zollwesens 1848 wurde auch in Samnaun-Compatsch ein Zollamt eingerichtet. Die Einführung des Zollwesens setzte dem Handel mit Tirol schlagartig ein Ende, da alle Waren nach Samnaun verzollt werden mussten, was für die Samnauner Bauern ein wirtschaftlicher Nachteil war. Im Jahre 1892 entschied deshalb der Bundesrat, dass das Samnauntal zollfrei wurde. Dieser Status bleibt bis heute erhalten, obwohl es seit 1912 die Zufahrtsstrasse über Schweizer Gebiet von Martina nach Samnaun gibt. Die Strasse wird von den Gästen liebevoll "Abenteuerstrasse" genannt, wegen den drei verbliebenen einspurigen Tunnels und der spektakulären Linienführung. Mit der Strasse kamen auch die ersten Touristen nach Samnaun: Nach der Eröffnung der Samnaunerstrasse dauerte es nicht mehr lange und die ersten Gasthäuser in Samnaun wurden eröffnet. Speziell: Im Kanton Graubünden gab es bis 1925 ein Fahrverbot für motorisierte Automobile, die Gäste reisten deshalb mit Pferdekutschen an.
Entwicklung Wintertourismus
In vielen Orten der Schweiz kam der Fremdenverkehr während des Zweiten Weltkrieges zum Erliegen, so auch in Samnaun. Erst mit der Gründung des Kur- und Verkehrvereins Samnaun-Compatsch 1951 nahm eine neue Ära ihren Anfang. 1954 wurde der erste kleine Skilift in Samnaun Dorf gebaut. Anfang der 1970er Jahre setzte eine touristische Flaute ein. Erst der Bau der ersten Luftseilbahn 1978 und den Skiliften auf der Alp Trida und der Zusammenschluss mit dem Skigebiet Ischgl brachten dem Samnauntal neuen Aufschwung. Der Erfolg war überwältigend, so dass bald lange Wartezeiten bei der Talstation der Luftseilbahn entstanden. Im Jahr 1995 wurde deshalb die weltweit erste Doppelstock-Seilbahn, der Twinliner mit einer Kapazität von 180 Personen je Gondel, eröffnet. Seither gehören Wartezeiten in Samnaun der Vergangenheit an.
Samnaun und seine 5 Fraktionen
Samnaun ist nicht nur ein Dorf, sondern eine Gemeinde bestehend aus fünf Fraktionen; Compatsch, Laret, Plan, Ravaisch und Samnaun Dorf. Gemeinsam bilden Sie die Gemeinde Samnaun, die zwischen 1700 und 1840 Meter über Meer liegt und eine Fläche von rund 56 Quadratkilometer bedeckt.
Hier finden Sie mehr über die Fraktionen.
Die Sprache der Samnauner
In Samnaun wurde ursprünglich und bis ins 19. Jahrhundert mehrheitlich Rätoromanisch gesprochen, die romanischen Flurnamen zeugen heute noch davon. Heute spricht man in Samnaun einen Tiroler Dialekt; Samnaun ist damit die kleinste sprachliche Minderheit der Schweiz. Gründe für den Tiroler Dialekt in Samnaun sind der rege Handelsverkehr mit dem Tirol, die angesiedelten Tiroler Familien im Samnauntal und die Religion: Samnaun blieb – wie das Tirol – nach der Reformation im 16. Jahrhundert mehrheitlich katholisch. Wenn man in Samnaun einen neuen Lehrer oder Pfarrer suchte, orientierte man sich deshalb gerne Richtung Tirol.
Pater Maurus Carnot
Pater Maurus Carnot wurde am 27. Januar 1865 in Samnaun-Laret mit dem Namen Johannes geboren. Nach 5 Jahren im Kollegium Maria Hilf in Schwyz studierte er an der Universität Innsbruck Philosophie und Theologie. Nebenbei schrieb er als Korrespondent für das «Bündner Tagblatt».
Nach dem Studium trat er 1885 ins Kloster Disentis ein. 1909 wurde er vom Bundesrat in die Schweizerische Schillerstiftung berufen. Pater Maurus Carnot schrieb zahlreiche Dramen, Erzählungen und Gedichte. Er starb am 2. Januar 1935 im Alter von fast 70 Jahren.
«Die Samnauner Zwerge»
Zwischen 1873 und 1892 wurden in Samnaun 8 kleinwüchsige Menschen in 4 verschiedenen Familien geboren, die alle nur rund 80 cm bis rund 1 Meter gross wurden. Die letzte kleinwüchsige Person starb 1959. Die kleinen Menschen galten bei den Gästen als Attraktion und wurden oft fotografiert. Beim Kleinwuchs handelt es sich um ein rezessives, mutiertes Wachstumshormon-Gen.